38. Deutsches Fernschachtreffen in Winterberg 1992

Das 38. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 6. Juni bis zum 14. Juni 1992 in Winterberg statt.

Übersich zur Ortslage
Foto: www.winterberg.de
Übersich zur Ortslage

Winterberg im Sauerland steht für ausgreifende Wälder, eingebettete Täler und 14 reizvolle Dörfer. So ist es ein beliebtes Ziel unter den Wanderfreunden, die sich an phantastischen Fernsichten, klaren Flüsschen, seltenen Vögeln und Pflanzen in den weiten Hochheiden und Naturschutzgebieten erfreuen. Die Wanderwege laden zu Berg- und Taltouren zwischen 420 und 841 Metern Höhe ein. Und die höchste Erhebung der Sauerländer Berge, der Kahle Asten (841 Meter hoch), ist eines von zahlreichen interessanten Ausflugszielen.

Der Ganztagesausflug des Fernschachtreffens führte am Ufer des Edersees entlang bis Schloß Waldeck, nach Bad Wildungen und nach Korbach.

In der "Westfalenpost" erschien am 6. Juni 1992 folgender Artikel:

"Schach matt" Kurort

Deutsches Fernschach-Treffen beginnt heute in der Stadthalle

Winterberg. Der Deutsche Fernschachbund (BdF) veranstaltet vom 6. bis 14. Juni in Winterberg sein 38. Deutsches Fernschach-Treffen. Nahezu 400 Teilnehmer mit Angehörigen aus ganz Deutschland und vielen Gäste aus dem nahen Ausland werden zu dieser traditionellen Veranstaltung erwartet, die jährlich an einem anderen Ort im Bundesgebiet ausgetragen wird.

Ein bunt gestaltetes Programm erwartet die 150 angemeldeten Schachspieler, die im großen Saal der Stadthalle nicht nur ein 9 RundenSchachturnier absolvieren werden, sondern mit ihren Familien, Freunden oder Bekannten auch an Minigolfturnieren, Tischtennis, Preisskat, Kegeln sowie Tagesausflügen teilnehmen. Außerdem ist noch ein gemütlicher Abend mit dem traditionellen Kartoffelessen geplant. Am Schlußabend der Veranstaltung wird nach der Siegerehrung und Preisverleihung eine Kapelle zum Tanz aufspielen.

Bürgermeister Bernd Braun hat die Schirmherrschaft für dieses Treffen übernommen. Als besonderer Gast wird der Präsident des Deutschen Fernschachbundes, Achim Soltau (Hamburg), auch den vorherigen Fernschachweltineister Dr. Fritz Baumbach (Berlin) begrüßen können.

Anläßlich des FernschachTreffens wird beim Postamt Winterberg ein Sonderstempel geführt mit dem Emblem einer Krone als besonderen Bezug zum "königlichen Spiel" und zu der Veranstaltung.

Hier einige Programmpunkte des Fernschach Treffens:
Heute, Samstag: 20 Uhr: Begrüßung der Teilnehmer und Eröffnung des Treffens '92 in der Stadthalle. Sonntag: 9 Uhr: 1. Runde Nahschachturnier; 20 Uhr: 2. Runde. Montag: 9 Uhr: 3. Runde: 15 Uhr: 4. Runde. Dienstag: 9 Uhr: 5. Runde: 20 Uhr: 6. Runde. Donnerstag: 9 Uhr: 7 Runde: 19 Uhr: Turniersimultan, Vorrunden 1 und 2. Freitag: 9 Uhr: Turniersimultan. Zwischenrunde: 12 Uhr: Endrunde. 20 Uhr: 8. Runde Nahschachturnier. Samstag: 9 Uhr: 9. Runde: 20 Uhr: Großer Festabend mit Siegerehrung und Preisverteilung. Sonntag: 9 Uhr: Blitzturnier (Anmeldung ab 8.45 Uhr): 14 Uhr: Preisverteilung und Verabschiedung der Teilnehmer.

Wer erinnert sich noch?

(Eine Episode, beigetragen von Fernschachfreund Peter Schmidt)

Ein ganz seltenes Ereignis erschreckte die anwesende Fernschachgemeinde am Ende einer Vormittagsrunde, als glücklicherweise nur noch einige wenige Turnierteilnehmer und die Turnierleitung im Saal waren. Leichenblass stürzte der damalige Mitorganisator Eugen Thüner in den Turniersaal und bekam nur noch den Hilferuf "Ein Irrer tobt auf dem Parkplatz und hat mich angegriffen" heraus, als auch schon hinter ihm nochmals die Saaltür aufgerissen wurde und Pflastersteine durch den Saal flogen und einige der bereits wieder aufgebauten Bretter demolierten.
Der Störer konnte trotz aller Bemühungen weder beruhigt noch gefaßt werden und verschwand - mit einem Spurt durch die volle Länge des Saals - auf und schließlich hinter der Bühne. Die herbeigerufene Polizei durchsuchte die uns fremden Katakomben und fand schließlich den Mann in einem Treppengang. Mit Mühe konnte er überwältigt und abgeführt werden.

Später erfuhren wir, dass es sich um einen Arzt einer nahen Klinik handelte, der nach 48-stündigem Notdienst die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Bis auf einen Springer, der durch einen Steinwurf seinen markanten Kopf eingebüßt hatte, entstand kein Schaden für den BdF, so dass das Ereignis letztlich Episode wurde.

Ergebnisse der Veranstaltungen des 38. Deutschen Fernschachtreffens

Nahschachturniere

(150 Spieler, 9 Runden nach Schweizer System in 3 gleichberechtigten Gruppen)

Gruppe A
B. Treiber (Hannover) mit 7 (aus 9) vor R. Blodig (Riedenburg) 6½, Dr. M. Renke (Aichtal), J. Schulz (Hannover), W. Nagorni (Hannover) 6, M. Bauer (Reichenbach), Dr. P. Kopp (Darmstadt), W. Hobusch (Hettstedt), A. Steiger (Abensberg), A. von Fehrn (Hamburg), W. Zschunke (Schweinfurt) 5½.

Gruppe B
M. Keller (Olching) mit 7 vor W. Gläser (Hannover) 6½, W. Mescheder (Dresden), H. Risch (Landshut), W. Schubert (Mammendorf) 6, N. Molzahn (Chemnitz), C. Bebersdorf (Schweinfurt), J. Just (Leipzig), M. Glinzk (Krefeld), C. Nische (Norderstedt), U. Wolf (Bochum), G. Binder (Filderstadt) 5½.

Gruppe C
Ch. Papapostolou (Bonn) mit 7½ vor B. Bierwisch (Aachen) 7, H. Heemsoth (Bremen) 6½, H. Schwarz (Kiel), A. Blickhäuser (Düsseldorf) 6, P. Gerner (Heilbronn), F. Helmsen (Giesen), H. Blachmann (Frankfurt/0.), F. Löchner (Heilbronn), G. Blask (Neuss), F. Drosson (Stolberg), K. Ehret (Freiburg), Th. Geissler (Karlsruhe), R. Nitsch (Sindelfingen), H. Detmer (Wallenhorst) 5½.

Turniersimultan

(75 Teilnehmer, Vor-, Zwischen- und Endrunde)

Es siegte D. Tobor (Bad Tölz) vor A. Nowak (Nettetal), W. Rosen (Essen), Dr. M. Renke (Aichtal), G. Schubert (Bestwig).

Blitzturnier

(70 Teilnehmer)

In der Endrunde A siegte A. Becker (Olsberg) mit 10½ Pkt. vor R. Blodig (Riedenburg) 10, M. Keller (Olching) 8½.
In der Endrunde B siegte E. Rosenhahn (Erfurt) mit 10 Pkt.
In der Endrunde C siegte H. Tiemann (Templin) mit 10 Pkt.
In der Endrunde D siegte A. Schindler (Bad Camberg) mit 12½ Pkt.
In der Endrunde E siegte G. Ronczkowski (Brilon) mit 12 Pkt.

Am 10. Juni 1992 berichtete die "Westfalenpost" erneut:

Pro Partie 30 DM Portogebühren

Fernschach-Spieler ziehen Gemütlichkeit vor

Winterberg. Mucksmäuschenstill ist es in der großen Halle. Das Schweigen wird nur vereinzelt durch das Auslösen der Zeitmessung unterbrochen. An Tisch 5 plant der graumelierte Herr gerade einen Angriff auf den feindlichen König. Fast unhörbar raunt er seinem Gegenüber ein schlichtes "Schach" zu. Jetzt gilt es für den Partner, nicht "matt" zu werden, den König aus dem Schußfeld zu ziehen.

Beim 38. Deutschen Fernschachtreffen in Winterberg ist ausnahmsweise nicht die Postkarte, sondern vielmehr der direkte Zug gefragt. Rund 150 Aktive aus der gesamten Bundesrepublik nehmen zur Zeit an der Veranstaltung teil. "Für uns ist Nahschach mal eine nette Abwechslung", berichtet Eugen Thüner. Der Vizepräsident des Deutschen Fernschachbundes ist gleichzeitig Turnierleiter und Mitorganisator.

"Sizilianische Verteidigung" und "Hängepartie" werden in dieser Woche allerdings nicht überbewertet. Geselligkeit steht im Vordergrund. Viele lernen sich erstmals bei den Jahrestreffen persönlich kennen. Kein Wunder: Fernschachspieler agieren per Postkarte, auf der die Züge der gespielten Partien übermittelt werden. Pro Zug hat man drei Tage Bedenkzeit (Karte hin und zurück). Es zählt der Poststempel. Die Korrespondenz wird akribisch gesammelt, falls es mal zu zeitlichen Differenzen kommt. Nur im Notfall, etwa beim Poststreik, darf Telefax in Anspruch genommen werden.

Rund 30 Mark an Portogebühren fallen pro Partie an, meint Thüner. Im übrigen gehe es beim Fernschach gemütlicher zu als beim Nahschach. "Da kann man abends in aller Ruhe über den nächsten Zug nachdenken." Auch Fremdhilfen wie Schachcomputer sind erlaubt, werden aber nur selten benutzt. "Beim 1. Treffen vor 38 Jahren waren wir gerade mal 10 Personen", erinnert sich der Vizepräsident. In Winterberg sind es mittlerweile schon 400 (mit Familienangehörigen). Einige verbinden die Veranstaltungen sogar mit Urlaub oder Kur. Heute zählt der Deutsche Fernschachbund rund 8000 Mitglieder. Rund 4000 spielen in Turnieren. In vier Klassen werden Auf- und Absteiger ermittelt. Spieler aus der Meisterklasse können sich für höhere Aufgaben empfehlen. Übrigens: Der vorherige Fernschachweltmeister, Dr. Fritz Baumbach (Berlin), ist auch in Winterberg.

Beim 38. Deutschen Fernschachtreffen in Winterberg stehen sich die 150 Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik ausnahmsweise im Nahschachturnier gegenüber.

Siegerehrung
Siegerehrung

Siegerehrung, von links: Christos Papapostolou (Sieger Gruppe C), Burkhard Treiber (Sieger Guppe A), Manfred Keller (Sieger Gruppe B) und Detlef Tobor (Sieger Turniersimultan).

Für alle, die auf dem Pfad des 1992er Fernschachtreffens wandeln wollen:
Winterberg, der Ort des Fernschachtreffens 1992 liegt südöstlich von Dortmund bzw. südwestlich von Kassel auf einer gedachten Achse Bielefeld/Paderborn und Gießen. Die reizvolle Landschaft ist von Autobahnen umgeben und somit bequem erreichbar.

Organisationsleitung: Eugen Thüner