Das 2. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 20. Oktober bis zum 27. Oktober 1957 in Oppenheim statt.
Oppenheim liegt am Oberrhein (Rheinhessen) zwischen Mainz und Worms. Bekannt ist die Stadt als Sitz des Deutschen Weinbaumuseums.
In FERNSCHACH wurde vorab wie folgt auf das Treffen aufmerksam gemacht:
Fernschachtreffen in Oppenheim
Noch ist es Zeit, Ihre Meldung abzugeben! Das Fernschachtreffen findet statt in der Woche vom 20. bis 27. Oktober. Wem es nicht möglich ist, sich eine ganze Woche freizumachen, dem sei die Meldung für die Veranstaltungen am Wochenende 26./27. Oktober empfohlen, u. a. ein Blitzturnier, für das seitens des Verkehrsvereins viele schöne Preise gestiftet wurden. Innerhalb des "Oppenheimer Querschnitts" wird auch der Südwestfunk das Fernschachtreffen besuchen und Interviews durchführen. Der Pensionspreis im Hotel Kurpfalz beträgt 10 DM, in der Jugendherberge mit ebenfalls sehr guten und reichlichen Mahlzeiten nur 5,50 DM! In der Jugendherberge stehen allerdings nur eine beschränkte Anzahl Plätze zur Verfügung, und es ist deshalb empfehlenswert, sofort dieserhalb zu schreiben. Alle Post bitte ausschließlich an Fernschachfreund Adolf Neumann, Mainz, Postfach 119. Meldeschluß am 12. Oktober 1957.
Eine weitere entsprechende Ankündigung hatte folgenden Wortlaut:
20. - 27. Oktober Fernschachtreffen in Oppenheim
In der alten deutschen Weinstadt Oppenheim am Rhein, D-Zugstation zwischen Mainz und Worms, wird in der Woche vom 20. 27. Oktober, also während der Weinlese, das zweite Fernschachtreffen des BdF stattfinden, und zwar im Hotel Kurpfalz. Der Pensionspreis (Übernachtung und drei Mahlzeiten) beträgt etwa DM 10,-. Die Organisationsarbeiten hat, wie bereits im vorigen Heft mitgeteilt, Fernschachfreund Adolf Neumann, Mainz, Postfach 119, übernommen. Wir bitten, alle Anmeldungen und Anfragen an ihn zu richten und wären dankbar, wenn das möglichst bald geschieht, damit ein Überblick über die ungefähre Anzahl der Teilnehmer gewonnen werden kann. Viele Anfragen in den vergangenen Wochen zeigten, daß reges Interesse für die Veranstaltung besteht. Die Teilnehmer, die mit eigenem Wagen kommen, werden um Mitteilung gebeten, ob sie bereit sind, Fernschachfreunde, die in Orten der Fahrstrecke wohnen, gegen Beteiligung an den Benzinkosten mitzunehmen und wieviel Plätze zur Verfügung stehen, damit der eine oder andere der Anfragenden auf diese Möglichkeit der Minderung der Reisekosten aufmerksam gemacht werden kann.
Das Fernschachtreffen in Oppenheim soll genau wie das vorjährige in Stadtprozelten der Pflege und Vertiefung der Fernschachfreundschaft dienen. Selbstverständlich werden die Fernschachfreunde auch in einem Nahschachturnier nach Schweizer System und in einem Blitzturnier ihre Kräfte messen, aber dies sind nur zwei der Veranstaltungen, von denen eine Vielzahl geplant ist. Nicht nur ein Tischtennisturnier, ein Preiskegeln sowie Skat- und Rommékämpfe, nicht zu vergessen das lustige "Phantomschach", sondern auch eine Bootfahrt auf dem Rhein, ein Autobusausflug nach Bacharach mit Kaffeepause in der Konditorei des Fernschachfreundes Röthgen in Bingen, "Kiebitzen" bei der Weinlese, eine Stadtbesichtigung (die St. Katharinenkirche mit der berühmten Oppenheimer Rose ist das schönste gotische Bauwerk zwischen Straßburg und Köln) und nicht zuletzt die Weinprobe im Weinkeller der Stadt, bei der 17 Spitzenweine zum Preise von insgesamt DM 2, - geboten werden und bei der nach altem rheinischen Brauch ein Ritter in voller Ausrüstung den Weinknappenschlag vollführen wird. Wir bitten also, die "besseren Hälften" auf jeden Fall mitzubringen; über Langeweile werden sie sich bestimmt nicht zu beklagen haben! Übrigens auch die Philatelisten unter den Fernschachfreunden werden durch Einrichtung einer kleinen Tauschzentrale auf ihre Kosten kommen. Die ganze Programmplanung soll nicht von vornherein am grünen Tisch mit minutiöser Starrheit festgelegt werden, sondern sich ganz nach den Wünschen der Teilnehmer richten. Das gilt vor allem auch für den Beginn des Nahschachturniers und die Art der Durchführung. Wenn es vielen Teilnehmern besser passen sollte, mit dem Spiel statt am 21. Oktober erst etwa am 23. Oktober zu beginnen, so ist es durchaus möglich, diesen Wünschen Rechnung zu tragen. Das Blitzturnier wird auf jeden Fall am Wochenende 26./27. Oktober stattfinden, vielleicht auch ein Simultanspiel oder ein Vortrag am Demonstrationsbrett. Es ist auch beabsichtigt, die Weinprobe und die Bootfahrt auf dem Rhein an diesem Wochenende durchzuführen. Um die Programmplanung zu erleichtern, bitten wir alle Fernschachfreunde, ihre Wünsche möglichst bald Fernschachfreund Neumann mitzuteilen. Es besteht dann keine Schwierigkeit, diese Wünsche weitgehend aufeinander abzustimmen und so jedem gerecht zu werden.
Der spätere Bericht lautete:
Bericht über das Fernschachtreffen in Oppenheim
Das BdF-Fernschachtreffen vom 20. bis 27. Oktober in der alten Reichs- und Kaiserstadt Oppenheim am Rhein brachte unvergeßliche Tage herzlicher Fernschachfreundschaft, reich an vielfältigen schönen und heiteren Erlebnissen. Neben der vorzüglichen Organisationsarbeit des Fernschachfreundes Adolf Neumann (Mainz) waren maßgebend für den Erfolg die Aufgeschlossenheit, welche die Stadtverwaltung, an ihrer Spitze Herr Bürgermeister Dr. Elgen und der Geschäftsführer des Verkehrsvereins Herr Albrecht, der Veranstaltung entgegenbrachte.
Den begehrten Wanderpreis aus Stadtprozelten gewann im Nahschachturnier im Stichkampf der beiden Gruppensieger G. Beisser (Heilsbronn) gegen F. Grzeskowiak (Gießen). Dr. H. Meyer (Stadtprozelten) und Cl. Bebersdorf (Schonungen) belegten die nächsten Plätze. Im Blitzturnier um den Preis der Stadt Oppenheim nahm F. Grzeskowiak Revanche und verwies G. Beisser auf den zweiten Platz. Bei dem "Phantomschach", das wie im Vorjahre in Stadtprozelten viel Spaß bereitete, ließ sich sogar der Turniergewaltige des BdF, Fernschachfreund Eberhardt Wilhelm (Hamburg) aus seiner "schachspielerischen Reserve" hervorlocken. Ein Abend war der Aussprache über Fernschachfragen gewidmet, von denen Bedenkzeitverkürzung, Zeitüberschreitung und Urlaub im Mittelpunkt standen.
Im Preisskat besaß ein "Fremdling", der bereitwilligst zugelassen wurde, die "Unverfrorenheit", den Siegespreis einzuheimsen. Nicht nur beim Skat, auch bei einem zünftigen Kegeln bewiesen die Damen, daß sie durchaus auch hier ihren Mann zu stehen wissen. Viele Fernschachfreunde hatten übrigens zum ersten Male die Kugel in der Hand, sie nahmen sofort und gleich den Kegeljungen als Ziel, ohne zuvor irgendetwas - aus dem Wege zu räumen ... In den verschiedenen Kegelwettbewerben siegten u. a. Frau Volkmann (Gladbeck) und Fernschachfreund Adolf Neumann. Die örtlichen Sehenswürdigkeiten - natürlich auch die Weinberge - wurden unter sachkundiger Führung besucht: in der Katharinenkirche mit ihren wertvollen Glasmalereien, u. a. der berühmten Oppenheimer Rose, krönte Fernschachfreund W. Krahn (Uerdingen) mit meisterhaft an der Orgel gespielten Bachkantaten die ehrfurchtsvolle Andacht in diesem schönen Gotteshaus.
Feucht-fröhliche Abschlußfeier des Treffens war die "Weinprobe" im Rathauskeller, bei welcher der Präsident des BdF, Fernschachfreund Hermann Heemsoth (Bremen), und Fernschachfreund Adolf Neumann vom Bürgermeister zu Weinknappen geschlagen wurden. Fernschachfreund K. Klar (Bodenteich) konnte als Turniersekretär gleich an Ort und Stelle eine neue Fernturnierliste zusammenstellen, das GT 40, das als "Oppenheim-Erinnerungsturnier" startet. Weine aus Oppenheim sollen die Preise sein, die von den Teilnehmern gestiftet werden. Daß Fernschachfreund Hans-Joachim Heitmann (Uelzen) als Schatzmeister ebenfalls beteiligt ist, dürfte auch hierfür vielleicht recht wichtig sein ...
Besonders erfreulich war das Interesse, das Presse und Rundfunk dem Fernschachtreffen entgegenbrachten. In mehreren Tageszeitungen der näheren Umgebung erschienen große Reportagen, und der Südwestfunk führte ein Interview der Fernschachfreunde Dr. Egon Meyer (Ludwigshafen), Adolf Neumann und Eberhardt Wilhelm durch, das auch von dem Bayrischen Rundfunk gesendet wurde.