Der Weg zur Weltmeisterschaft

Liebe Fernschachfreundinnen und Fernschachfreunde,

dieses Kapitel beschreibt den Einstieg in das internationale Fernschachspiel und die daraus zu erwerbenden Klassifikationen und Qualifikationen für höherrangige Turniere der ICCF. Vorweg dazu einige Anmerkungen von grundsätzlicher Bedeutung.

Der Deutsche Fernschachbund e. V. (BdF) ist Mitglied des Weltfernschachbundes (ICCF) und der somit einzig autorisierte Fernschachverband in Deutschland für die Durchführung von Fernschachturnieren per Post, Fax, E-Mail und Server. Für die Teilnahme an den internationalen Fernschachturnieren der ICCF ist die Mitgliedschaft im BdF Voraussetzung, soweit nicht für bestimmte Turniere eine Sonderregelung gemäß gesonderter Ausschreibung besteht oder ein so genannter "direct entry" möglich ist. Sämtliche Turniermeldungen für internationale Fernschachturniere werden beim BdF vorgenommen und von dort an den Weltfernschachbund nach Prüfung der Spielberechtigung, Klassifikation usw. weiter geleitet. Auch das erforderliche Nenngeld ist auf eines der Konten des BdF einzuzahlen und wird später von hier mit der ICCF verrechnet
Wenn im folgenden Kapitel von den Turnieren des ICCF gesprochen wird, so sind damit nicht nur die Weltturniere, sondern zugleich auch die Europaturniere der ICCF gemeint. Die Europaturniere unterscheiden sich lediglich durch den Personenkreis der Teilnehmer, der auf Europa eingeschränkt ist.

Und noch eine Anmerkung vorab: Bei den Aufstiegsturnieren muss mit Wartezeiten bis zur Einteilung gerechnet werden. Da von deutschen Spielern wesentlich mehr Meldungen als von anderen Nationen eingehen und die Turniere nach Nationalitäten gleichmäßig besetzt werden müssen, entsteht eine Warteliste für deutsche Teilnehmer, hauptsächlich bei den Postkartenturnieren. Es empfiehlt sich daher, einige Zeit vor dem geplanten Turnierstart die Meldung vorzunehmen.

Ihr Deutscher Fernschachbund e.V. (BdF)

Der Weg zur WM (Teil 1)

Der Einstieg ins internationale Fernschach
Grundsätzlich beginnt der Fernschachspieler in den Aufstiegsturnieren des ICCF, die wie beim BdF in drei Klassen ausgetragen werden, der untersten Klasse, der Open Class (Offene Klasse), der Higher Class (Hauptturnierklasse) und als oberste Spielklasse der Master Class (Meisterklasse). Die drei Klassen sind durch Auf- und Abstieg miteinander verbunden. Die Klassenzugehörigkeit eines Spielers entspricht grundsätzlich der in den nationalen Fernschachturnieren. Auf- und Abstiege gelten grundsätzlich wechselseitig. Wenn zum Beispiel ein Spieler in einem nationalen Fernschachturnier in die Hauptturnierklasse aufgestiegen ist, ist er grundsätzlich sogleich auch international nur noch in dieser Klasse spielberechtigt. Ebenso gilt ein Abstieg in einem nationalen Turnier auch für die internationale Spielklasse und umgekehrt.

International wird in der Offenen Klasse und in der Hauptturnierklasse in Gruppen zu 7 Teilnehmern einrundig gespielt, jeder spielt also 6 Partien gleichzeitig. Die alleinigen Sieger einer Gruppe steigen in die nächst höhere Spielklasse auf. Bei Punktgleichheit auf dem 1. Platz steigen alle Punktgleichen auf, sofern sie mindestens 75% der möglichen Punkte erzielt haben (bei 6 Partien also 4,5 Punkte). Haben Punktgleiche auf den 1. Platz weniger als 75% der möglichen Punkte erreicht, erwerben sie eine Halbqualifiktion für den Aufstieg. Zwei solcher Halbqualifikationen berechtigen ebenfalls zum Aufstieg. Ein Abstieg liegt vor, wenn in einem Turnier nicht mindestens ein Drittel der möglichen Punkte (2 Punkte von 6 Partien) erreicht wurde.
In der Meisterklasse wird ausschließlich in Gruppen zu 11 Teilnehmern einrundig gespielt. Demnach sind 10 Partien auszutragen. Der Erstplatzierte einer Gruppe in einem Weltturnier erwirbt eine Vollqualifikation für das Semifinale der Weltmeisterschaft, der Zweitplatzierte erwirbt eine Halbqualifikation. Zwei solcher Halbqualifikationen berechtigen ebenfalls zur Teilnahme an dem Semifinale. Bei Europaturnieren erwirbt der Sieger einer Gruppe der Meisterklasse eine Vollqualifikation für das Semifinale der Europameisterschaft. Der Zweitplatzierte erwirbt eine Halbqualifikation. Zwei solcher Halbqualifikationen ergeben eine Vollqualifikation zur Teilnahme.

Neben den Aufstiegsturnieren bietet ICCF weitere Turnierformen an, in denen Klassifikationen und Qualfikationen erworben werden können. Diese Turniere werden gesondert ausgeschrieben. Zum Beispiel sei auf den Weltpokal hingewiesen, der in gewissen Zeitabständen ausgeschrieben wird und wo es keine Einschränkungen durch Klassenbegrenzungen gibt. Auch dort bietet sich ein Einstieg ins internationale Fernschach an. Bezüglich der zu entrichtenden Nenngelder für die Aufstiegsturniere wird auf das Turnierangebot des BdF verwiesen, wo auch die Meldekennzeichen für die einzelnen Turnierarten genannt sind.
Die Turnierregeln entsprechen in vielen Punkten denen des BdF. Die aktuellen Spielregeln für internationale Turniere finden Sie auf der ICCF-Website unter www.iccf.com.

Wie geht es weiter?
Mit dem Erwerb einer Vollqualifikation für die Teilnahme an den so genannten Preliminaries beginnt der Weg zur Weltmeisterschaft und - nicht zu vergessen - zum Erwerb internationaler Fernschachtitel, vom Internationalen Fernschachmeister (IM) zum verdienten Internationalen Meister (SIM) bis hin zum Fernschach-Großmeister (GM).

Der Weg zur WM (Teil 2 - Was passiert bei der WM?)

Auf dem Kongress in Leeds 2009 wurde der Zyklus der Weltmeisterschaften grundlegend neu geregelt. Die folgenden Ausführungen dienen lediglich der Orientierung, maßgeblich sind ausschließlich die entsprechenden Texte auf der Seite des Weltfernschachbundes ICCF (www.iccf.com). Seit 2010 werden keine fortlaufenden Weltmeisterschaftsturniere mehr gestartet, alle Gruppen einer Stufe werden zum gleichen Zeitpunkt gestartet.

Zeitraster

  • Preliminaries am 10. März
  • Semifinals am 10. Juni
  • Kandidatenturniere am 10. September

eines jeden Jahres. Grundsätzlich sollen alle Gruppen aus 13 Teilnehmern bestehen.

Die Finalrunden der Weltmeisterschaften starten alle 2 Jahre. Diese umfassen normalerweise 17 Teilnehmer.

Grundsätze der Qualifikationen

Grundsätzlich berechtigen die ersten beiden Plätze zum Aufstieg in die nächsthöhere Stufe (z. B. berechtigt der 2. Platz in einer Gruppe der Preliminaries zur Teilnahme in einem Semifinale), 60% der möglichen Punkte berechtigen zum Verbleib in der jeweiligen Stufe und 50% zur Teilnahme in der nächst niedrigeren Stufe. 40% in einem Kandidatenturnier berechtigen zur Teilnahme in einer Gruppe der Preliminaries. Die Teilnehmer eines Finales können in einem Semifinale starten, sofern keine höhere Qualifikation erzielt wurde. Die Qualifikationen, die auf einer Wertungszahl basieren, müssen in einer der Listen erzielt worden sein, die in den vorhergehenden 12 Monaten veröffentlicht wurden.

Verfall von Qualifikationen

Alle Qualifikationen, die auf Turnierergebnissen basieren, verlieren nach 3 Jahren ihre Gültigkeit. Die Frist von 3 Jahren beginnt zu laufen mit dem Turnierende des Turnieres, in dem die Qualifikation erworben wurde. Qualifikationen für ein WM-Finale dürfen -mit Ausnahme ehemaliger Weltmeister- nur noch einmal verschoben werden. Ehemalige Weltmeister können in einem beliebigen weiteren Finale starten, sofern sie ihrem Teilnahmewunsch spätestens einen Monat vor dem Meldeschluss bekannt geben.

Qualifikationen für die einzelnen WM-Stufen

a) Die folgenden Spieler sind für Preliminaries startberechtigt:

  • Teilnehmer in einem beendeten oder laufenden Kandidatenturnier, die mindestens 40% der möglichen Punkte erzielt haben und keine höhere Qualifikation erreicht haben
  • Teilnehmer in einem beendeten oder laufenden Semifinale, die mindestens 50% der möglichen Punkte erzielt haben und keine höhere Qualifikation erreicht haben
  • Gewinner eines ICCF Turniers der Meisterklasse
  • Internationale Meister mit einer Wertungszahl über 2.300
  • Verdiente Internationale Meister mit einer Wertungszahl über 2.250
  • Großmeister
  • Spieler mit einer Wertungszahl von mindestens Elo 2.500
  • Spieler, die durch ihre nationale Föderation gemeldet werden und zum Zeitpunkt der Nominierung eine (gesicherte oder ungesicherte) Wertungszahl von weniger als 2.400 haben.
  • Teilnehmer eines vorherigen Preliminary-Turnieres, die mindestens 60% der möglichen Punkte erzielten und sich nicht für ein Semifinale qualifiziert haben
  • Teilnehmer in einem vorherigen oder laufenden ICCF World Cup Finales, die mindestens 50% der möglichen Punkte erzielt haben.
  • Teilnehmer in einer vorherigen oder laufenden anerkannten Zonenmeisterschaften (Kategorie 8 oder darunter), die mindestens 60% der möglichen Punkte erzielt haben
  • Teilnehmer in einer vorherigen oder laufenden anerkannten Zonenmeisterschaften (Kategorie 9 oder höher), die mindestens 50% der möglichen Punkte erzielt haben

Ein zweiter Platz in einem Turnier der Meisterklasse ist eine Halbqualifikation.

b) Die folgenden Spieler sind für Semifinals startberechtigt:

  • Teilnehmer in einem beendeten oder laufenden Finale, sofern sie keine höhere Qualifikation erreicht haben
  • Teilnehmer in einem beendeten oder laufenden Kandidatenturnier, die mindestens 50% der möglichen Punkte erzielt haben und keine höhere Qualifikation erreicht haben
  • Teilnehmer in einem beendeten oder laufenden Semifinale, die mindestens 60% der möglichen Punkte erzielt haben und sich nicht für ein Kandidatenturnier qualifiziert haben
  • Die ersten beiden Spieler einer Gruppe der Preliminaries
  • Teilnehmer eines Finals des ICCF Weltpokals, die mindestens 60% der möglichen Punkte erzielt haben.
  • Internationale Meister mit einer gesicherten Wertungszahl über 2.500
  • Verdiente Internationale Meister mit einer gesicherten Wertungszahl über 2.450
  • Großmeister mit einer Wertungszahl über 2.400
  • Spieler mit einer gesicherten Wertung über 2.550
  • Spieler, die durch ihre nationale Föderation gemeldet werden und eine Wertungszahl von mindestens 2.400 haben.
  • Teilnehmer in einer vorherigen oder laufenden anerkannten Zonenmeisterschaften (Kategorie 9 oder höher), die mindestens 60% der möglichen Punkte erzielt haben
  • Die beiden Erstplatzierten einer vorherigen oder laufenden anerkannten Zonenmeisterschaft (Kategorie 8 oder darunter).

c) Die folgenden Spieler sind für ein Kandidatenturnier startberechtigt:

  • Teilnehmer eines Finales, die mindestens 50 % der möglichen Punkte erzielt haben
  • Teilnehmer eines vorhergehenden oder laufenden Kandidatenturniers, die mindestens 60 % der möglichen Punkte erzielt haben, aber sich nicht für ein Finale qualifiziert haben
  • die beiden Erstplatzierten eines Semifinales
  • die beiden Erstplatzierten in einem Finale des ICCF Weltpokals
  • die beiden Erstplatzierten in einer anerkannten Zonenmeisterschaft (Kategorie 9 oder höher)
  • alle bisherigen Weltmeister
  • Großmeister mit mindestens 5 Großmeisternormen
  • Spieler mit einer gesicherten Wertung von mindestens 2.600.

d) Die folgenden Spieler sind für ein Finale startberechtigt:

  • Die drei Erstplatzierten des vorangegangenen Finales
  • Die beiden Erstplatzierten der Kandidatenturniere.
  • Im Falle von Vakanzen kann das Executive Board (Präsidium) des ICCF weitere Spieler zu einem Finale zulassen. Hierbei handelt es sich um solche Spieler aus dem vorhergehenden Finale oder den Kandidatenturnieren, die den Qualifizierten folgen und insbesondere diejenigen, die "unglücklich" eine Qualifikation verpasst haben (auf Grund eines Tie Breaks).
    Das Executive Board hat darüber hinaus das Recht, bis zu 2 Plätzen an Spieler zu vergeben auf der Basis von herausragenden internationalen Erfolgen.

Dr. Uwe Staroske, Präsident