Das 3. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 22. Juni bis zum 29. Juni 1958 in Strande statt.
Strande liegt an der Ostsee im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Schleswig-Holstein, auf der Halbinsel Dänischer Wohld.
In FERNSCHACH wurde vorab wie folgt auf das Treffen aufmerksam gemacht:
Fernschachtreffen im Ostseebad Strande an der Kieler Außenförde
Nach Stadtprozelten und Oppenheim wird es wirklich höchste Zeit, daß nun endlich auch einmal der Norden zu seinem Recht kommt. Das nächste Fernschachtreffen des BdF wird während der "Kieler Woche" vom 22. - 29. Juni in dem Ostseebad Strande an der Kieler Außenförde durchgeführt. Strande ist von Kiel mit den Fördedampfern (ab Bohnhofsbrücke unmittelbar am Hauptbahnhof) bequem zu erreichen.
Strande ist kein "Modebad". Weitab vom Getriebe der Großstadt, naturverbunden, mit einem breiten weißen Sandstrand und stetigem Wellenschlag, ist dieser kleine Fischer- und Badeort ein wirkliches Ferienparadies. Als eines der ältesten Dörfer an der Kieler Förde erinnert vieles an längst vergangene Zeiten. Hundertjährige Eichen umsäumen die Kornfelder der großen Gutskoppeln. Vom Kampf der Naturgewalten redet der Galeriewald, dessen Baumriesen vom hohen Steilufer in der Nähe des benachbarten Bülker Leuchtturmes ihre mächtigen Kronen gen Himmel recken und deren Wurrzeln hilflos in die Luft tasten, als könnten sie den Sturz ins Meer aufhalten. Ein einmaliger Zusammenklang von Meer, Strand, Steilküste und Wald ist dieser Landschaft eigen.
Die Art der Durchführung unserer Fernschachtreffen hat inzwischen bereits eine Tradition; sie bedarf keiner nochmaligen ausführlichen Erläuterung. Selbstverständlich werden wir ein Turnier spielen, auch ein Blitzturnier, aber in erster Linie wollen wir in herzlicher Fernschachfreundschaft eine schöne Woche gemeinsamen Urlaubs verbringen. Bootsfahrten in See um das Feuerschiff und nach Laboe sind u. a. vorgesehen, und da der Hauptteil der Seeregatten der "Kieler Woche" unmittelbar vor Strande stattfindet, bietet sich beste Gelegenheit, diese zu beobachten oder auf Schiffen zu begleiten.
Die Preise für Übernachtung (Zimmer mit fließendem Wasser) und Vollpension betragen DM 9,70 und DM 8,70, Kurtaxe wird nicht er hoben. Um eine Unterbringung garantieren zu können, ist es nötig, bis spätestens zum 10. April die Teilnahme anzumelden. Die organisatorischen Vorarbeiten hat Fernschachfreund Fritz Schaefer, Kiel, Scharnhorststr. 11, dankenswerterweise übernommen. Alle Anfragen und Anmeldungen bitte ausschließlich an ihn richten, ebenso Anforderungen nach Prospekten, die jederzeit gern kostenlos übersandt werden.
Bitte merken Sie sich bereits jetzt in Ihrem "Urlaubskalender" vor: 22. - 29. Juni Fernschachtreffen im Ostseebad Strande an der Kieler Außenförde, und vor allem vergessen Sie bitte nicht, daß Ihre Teilnahmemeldung bis spätestens zum 10. April vorliegen muß!
Der spätere Bericht lautete:
Bericht über das Fernschachtreffen im Ostseebad Strande
"Thalatta" preist man das Meer nur bei den Griechen Homers, doch es war herrlich und schön auch hier am Gestade der Ostsee und lockte zu fröhlichem Baden, als wir in Strande bei Kiel zum Fernschachtreffen verweilten. Daneben erfreute uns auch die Schönheit des Dänischen Wohldes. Vor allem gingen wir gern entlang an den Fluten des Wassers bis zu dem Ende der Bucht, wo nach verdämmerndem Tag vom Leuchtturm die Finger des Lichts kreisend erhellen die Nacht. Ziele gemeinsamer Ausfahrt: Die Ehrenstätte Laboe und das Feuerschiff Kiel vor der Förde, glatt wie ein Spiegel das Meer, die Freundschaft des Gottes Poseidon den Fernschachspielern bekundend, von denen viele jedoch wegen der schäumenden Wogen lieber ihn zürnend geseh' n. Zweimal gings über Land ins benachbarte Dänischenhagen: Kugeln rollten auf Bahnen nicht immer hinein in die Kegel - "Fahrkarten" löste hier mancher, ohne daß er es wollte -, die meisten trafen jedoch und einige gar alle neune. Rommé und Skat - sogar Schach wurden sehr eifrig gespielt, und es vergingen die Stunden leider zu schnell, aber allen, die sie gemeinsam erlebt, wird die Erinnerung bleiben an herrliche Tage der Freundschaft.
In dem Nahschachturnier des BdF Fernschachtreffens, das vom 22. bis 29. Juni im Ostseebad Strande stattfand, gewann A. Winneg (Hamburg) den Wanderpreis des Stadtrates Stadtprozelten mit 4 Punkten (5 Runden nach Schweizer System) u. a. vor Dr. E. Meyer (Ludwigshafen) 31/2, L. Rellstab (Hamburg), H. Wagner (Euskirchen) und A. Roth (Differten) je 3, K. Achatz (Augsburg), F. Sämisch (Eckernförde), J. Gressmann (Hamburg) und G. Beisser (Heilsbronn) je 21/2. Den Ehrenpreis des Bürgermeisters des Ostseebades Strande, der die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen hatte, gewann im Blitzturnier L. Rellstab (Hamburg) 10 (aus 12) u. a. vor K. Rattmann (Hamburg) 9, F. Sämisch (Eckernförde) 81/2, H. Heemsoth (Bremen) 8, K. Achatz (Augsburg) 71/2. In einem "Fernschach-Quiz" mit Fragen aus der Geschichte des Fernschachs der letzten drei Jahrzehnte siegte G. Beisser (Heilsbronn) mit 33 von 43 möglichen Punkten. - Fernschachfreund Fritz Schaefer (Kiel) sei auch an dieser Stelle nochmals herzlich für die vorbereitende Organisationsarbeit gedankt. Von Fernschachfreund W. Krahn (Uerdingen) wurde eine Anregung vorgetragen, die wir hier weitergeben wollen: Er geht von der in manchen Fällen sicherlich zutreffenden Annahme aus, daß ein Fernschachfreund gern einen anderen von ungefähr gleicher Spielstärke zum Verleben der Ferien oder einiger Ferientage zu sich einladen würde und daß manche sicherlich gern einer solchen Einladung Folge leisten. Sein Vorschlag ist, daß der BdF dies vermittelt. Das wird gern geschehen, und wir bitten interessierte Fernschachfreunde, uns dieserhalb zu schreiben, auch wenn es für das laufende Jahr vielleicht schon etwas spät ist und eine Realisierung möglicherweise erst im nächsten Jahr erfolgen kann.
Eine Vierermannschaft des Fernschachtreffens (Sämisch, Achatz, Beisser, Wagner) nahm, einer freundlichen Einladung Folge leistend, an dem im Rahmen der "Kieler Woche" vom Schachverband Schleswig Holstein veranstalteten Landes-Mannschaftsblitzturnier außer Konkurrenz teil und siegte mit 91/2 von 10 möglichen Punkten vor dem Pokalverteidiger Postsportverein Kiel 8 Punkte. Großmeister Sämisch, der während des Fernschachtreffens durch Vortragen vieler heiterer Schacherlebnisse und -anekdoten erfreut hatte, schrieb uns sofort eine humorvolle Karte: "Sondermeldung! Bisher noch nicht dagewesenes Ereignis! Im Kieler Mannschaftsblitzturnier siegte unsere Mannschaft haushoch und verbreitete Panik und Schrecken ..." Um Gerüchten vorzubeugen, sei aber ausdrücklich erklärt, daß der BdF die Pflege des Blitzschachs nicht offiziell in sein Programm aufzunehmen gedenkt ...