Bericht über das Fernschachtreffen in Hiddesen
Industriebesichtigung in dem benachbarten Detmold - erholsame Waldspaziergänge in dem romantischen Naturschutzgebiet des Heidetals und des Donoper Teichs, so weit gespannt war der Rahmen des vom 16.-20. Mai in Hiddesen, dem ältesten Luftkurort des Teutoburger Waldes, durchgeführten Fernschachtreffens, das von Fernschachfreund Dr. Georg Deppe (Detmold) mustergültig organisiert worden war. Erfreulich das weitere Anwachsen der Teilnehmerzahl, noch erfreulicher, daß sehr viele Fernschachfreunde ihre Frauen mitgebracht hatten. Es spricht sich eben mehr und mehr herum, daß keineswegs ausschließlich das Schachspielen im Mittelpunkt steht und die Ehefrauen mithin durchaus nicht zu einem wartenden Aschenbrödeldasein am Rande eines Schachturniers verurteilt sind. Hochsommerliches Wetter begünstigte die Fuß- und Autowanderungen narh den Hartröhren, nach dem früheren Jagdschloß Lopshorn, nach den sagenumwobenen Externsteinen und nach dem Hermannsdenkmal, das Ernst v. Bandel 1873 auf den Höhen der historischen Grotenburg schuf, an deren waldreiche Hänge sich Hiddesen anschmiegt. Damit neben dem Genießen all der landschaftlichen Schönheiten das Schach auch im Ausflugsprogramm nicht völlig fehlte, wurde eine gemeinsame Autofahrt noch Minden zum Besuch des Kandidatenturniers des Deutschen Schachbundes durchgeführt. In Detmold fanden zwei Besichtigungen recht unterschiedlicher Art statt, die aber eines gemeinsam hatten, daß sie sehr interessante Eindrücke vermittelten. Noch einer Besichtigung das einstigen Residenzschlosses der lippischen Fürsten wurden die Fernschachfreunde in dem weltbekannten Sinalco Werk von Direktor Hardorp herzlich begrüßt und mit hübschen Erinnerungsgeschenken bedacht.
Neben Tischtennis, Federball und Kartenspielen erfreute sich vor allem das Kegeln allseits größter Beliebtheit. Zwei Kegelabenden mußte ein dritter als Zugabe angefügt werden, und es herrschte stets eine Bombenstimmung. Natürlich wurde auch Schach gespielt! Man berichtete sich gegenseitig über Verlauf und gegenwärtigen Stand seiner interessantesten oder auch schwierigsten Fernpartien. Ein Teil der Fernschachfreunde nahm in einem Nahschachturnier (5 Runden nach Schweizer System) den Kampf auf um den Wanderpreis, der 1956 vom Stadtrat in Stadtprozelten gestiftet worden war. Es siegte J. Prüss (Hannover) 5 u. a. vor Dr. E. Meyer (Ludwigshafen), J. Wesenberg (Altenbögge) und G. Beißer (Heilsbronn) je 3,5, E. Brozio (Lünen) 3, G. Menke (Lüneburg), H.-J. Heitmann (Uelzen) und H. Wagner (Euskirchen) je 2,5. Bei diesem Turnier gab es ein bemerkenswertes Jubiläum: G. Menke und Dr. E. Meyer, die vor fast 40 Jahren zum ersten Mal in einer Fernpartie zusammengetroffen waren und seither insgesamt 19mal fernschachlich die Klingen gekreuzt hatten, saßen sich in dieser ihrer 20. Schachpartie erstmalig als Partner im Nahschach gegenüber.
Am Abend des Blitzturniers, für das die Gemeinde Hiddesen eine schöne Silberschale gestiftet hatte, wurden die Fernschachfreunde von Bürgermeister Schlepper herzlich begrüßt, der ebenso wie Gemeindedirektor Landermann längere Zeit mit großem Interesse kiebitzte. Das Blitzturnier mußte wegen der starken Beteiligung in zwei Vorgruppen ausgetragen werden, aus denen sich jeweils zwei für den Endkampf qualifizierten. Gruppe A.: Beißer (Heilsbronn) 10 und Skrbek (Göppingen) 9 u. a. vor Mädler (Düsseldorf) 6, Hahn (Detmold), Wagner (Euskirchen) je 5,5, Heitmann (Uelzen) 4,5, Gruppe B: Prüss (Hannover) 9 und Dr. E. Meyer Ludwigshafen 8 u.a. vor G. Meyer (Eislingen) 7,5, Brozio (Lünen), Wesenberg (Altenbögge) je 5,5, Menke (Lüneburg) 5, P. I. Lorenzen (Delmenhorst) 4,5. Im Endkampf gab es ein "totes Rennen" zwischen Beißer, Dr. E. Meyer und Prüss je 2 vor Skrbek 0. Drei Stichkämpfe waren nötig, um den Sieger zu ermitteln! Erster Stichkampf: Beißer, Dr. E. Meyer, Prüss je 1. Zweiter Stichkampf: Beißer, Prüss je 2,5, Dr. E. Meyer 1. In der Entscheidungspartie siegte Prüss gegen Beißer und wurde damit Doppelsieger im Hiddesener Fernschachtreffen, das allen Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben wird.