29. Deutsches Fernschachtreffen in Bad Breisig 1983
29. Deutsches Fernschachtreffen in Bad Breisig 1983
Das 29. Deutsche Fernschachtreffen fand in der Zeit vom 21. Mai bis zum 29. Mai 1983 in Bad Breisig statt.
Bad Breisig liegt zwischen Bonn und Koblenz am Rhein. Der Name "Breisig" ist keltischen Ursprungs. In römischer Zeit begann bei Brisiacum mit dem Vinxtbach die Grenze zwischen den Provinzen Nieder- und Obergermanien. Im Jahre 1958 wurde Niederbreisig als "Bad" anerkannt, 1969 wurden die früheren eigenständigen Orte Bad Niederbreisig, Oberbreisig und Rheineck zur Gemeinde Bad Breisig zusammengeführt, die dann im Jahre 1970 zur Stadt erhoben wurde.
Die Woche in Bad Breisig wurde stand ganz im Zeichen des Rheinhochwassers. Es regnete tagelang und nach einigen Tagen stand das Hochwasser bis 10 Zentimeter unterhalb des Eingangs zum Turniersaal. Von der Rheinpromenade waren nur noch die Lampenköpfe auf den Laternenmasten zu sehen. Viele der Teilnehmer mussten mit Booten durch die Fenster aus ihren Quartieren geholt werden. Entspechend fiel auch die Bootsfahrt auf dem Rhein auf der MS-Romantica nach St. Goarshausen unterhalb der Loreley ins Wasser. Am nächsten Anleger stürmten die Teilnehmer in die nächst gelegenen Gaststätten und trockneten sich dort bis zur Rückfahrt.
Am Eröffnungsabend gedachte Fernschachfreund Hermann Heemsoth als BdF-Präsident des am 27.2.1983 verstorbenen Ehrenmitgliedes des BdF und ICCF, Frau Bertl von Massow, und würdigte deren große Verdienste um das nationale und internationale Fernschach.
In der Ortspresse erschien anlässlich des Fernschachtreffens folgender Artikel:
In Bad Breisig kommen sich auch die Freunde des Fernschachs ganz nah
Aus der ganzen Bundesrepublik sind sie zum alljährlichen Treffen angereist - Klagen nur über das Wetter
Bad Breisig. In der Regel kennen sie sich nur aus der Ferne und nicht selten liegen hunderte von Kilometern zwischen den Brettern, auf denen sie ihre Partien austragen. Doch einmal im Jahr treffen sie sich, um sich Aug´ in Auge beim "Königlichen Spiel" gegenüberzusitzen, die Fernschach-Spieler.
Der Bund deutscher Fernschachfreunde, rund 7000 Mitglieder stark, veranstaltet in diesem Jahr sein Fernschach-Freundschaftstreffen in Bad Breisig. Aus allen Teilen der Bundesrepublik sind über 350 Teilnehmer angereist, um sich in der Quellenstadt zu treffen, Freundschaften zu vertiefen oder neu zu knüpfen. Und die Aktiven haben natürlich auch zahlreiche Familienangehörige und Freunde mitgebracht und eine Menge Besucher kommen hinzu, um die Wettkämpfer in der Jahnhalle zu beobachten. Dabei macht sich bezahlt, daß Bad Breisig so verkehrsgünstig liegt, denn Fernschachfreunde kommen auch aus der Ferne, aus dem Ruhrgebiet oder dem Raum um Frankfurt, um ihre Bekannten und Mitspieler zu sehen, die derzeit ihre Kräfte am Rhein messen. Warum ausgerechnet treffen sich die Fernschachfreunde in Bad Breisig? Hans-Joachim Heitmann aus Uelzen, BdF-Schatzmeister und seit rund 25 Jahren Organisationsleiter dieser Freundschaftstreffen, zusammen mit Karlheinz Podzielny aus Essen und Eugen Thüner aus Herne, bestreitet er auch die Leitung des Turniers, macht Verkehrsamtsleiter Josef Klerings dafür "verantwortlich". Heitmann: "Ich hatte mir mehrere Orte angesehen und kam dann hierher. Als ich Josef Klerings erklärte, daß Bad Breisig schon in der engeren Wahl sei und ich nun dazu erfahren habe, daß er selber früher in der Universitätsmannschaft von Köln mit bekannten deutschen Schachspielern angetreten ist, war für mich alles klar und die Entscheidung für Bad Breisig gefallen."
Daß diese Entscheidung eine durchaus positive war, beweist sich nach Aussage von Hans-Joachim Heitmann jeden Tag auf´s neue. Die Betreuung sei ausgezeichnet, die Unterbringung prima und das gesamte Beiprogramm sehr abwechslungsreich. Geklagt werden müsse eigentlich - wie könnte es auch anders sein - nur über das Wetter, das ein Minigolfturnier ins Wasser fallen ließ und den Schiffsausflug auf dem Rhein eintrübte. Andererseits gibt es aber soviele angenehme Überraschungen in diesen Tagen, daß der Dauerregen in den Hintergrund gedrängt wird: Ein Teilnehmer hatte nach dem Schiffsausflug beim Einsteigen in´s wartende Auto seine teure Fotoausrüstung auf einem Stuhl an der Anlegestelle liegenlassen - trotz aller Skepsis lag die Tasche mit den Kameras und den Objektiven nach fast zwei Stunden noch an der gleichen Stelle, von einem Unbekannten sogar gegen den Regen abgedeckt. Von solchen Ereignissen sind die BdF-Mitglieder natürlich besonders beeindruckt.
Beeindruckt zeigte sich Organisationsleiter Heitmann aber auch von der reibungslosen Abwicklung der Bewirtung in der Jahnhalle, die durch mehrere Bad Breisiger Gastronomen in Zusammenarbeit gesichert wird. Solches Zusammenspiel sei schon beispielhaft für einen Kurort staunen die Fernschachfreunde.
Die Spieler aus dem Bund der deutschen Fernschachfreunde, die sich in Bad Breisg getroffen haben, stammen aus allen sozialen Schichten und gehören nahezu allen Altersstufen an.
Hans-Joachim Heitmann weiß von jungen Paaren zu berichten, die nicht nur ihre Hochzeitsreise zum Fernschachtreffen gestaltet, sondern die später auch ihre Kinder mitgebracht haben, die heute schon als junge Mitspieler dabei sind. Bei den Fernschachfreunden ist es eben auch in erster Linie die Freundschaft, die auf solchem Treffen besonders gepflegt wird. Die Überraschungen sind oft groß, wenn sich Partner, die sich jahrelang nur per Postkarte die Züge übermittelt haben, nun leibhaftig am Brett gegenübersitzen und sich womöglich zum ersten Male in ihrem Leben sehen. Kein Wunder also, daß nach den ersten Partien die Geselligkeit großen Stellenwert einnimmt. Der Bund deutscher Schachfreunde betreut in seinen Reihen im Gegensatz zum Deutschen Schachbund Spieler, die sich nicht im Wettkampf gegenübersitzen und ist eine selbständige Vereinigung, die in der internationalen Fernschach-Organisation ICCF integriert ist. Deutscher Schachbund (Mitglied der FIDE) und Bund deutscher Fernschachfreunde arbeiten gleichwohl tolerant zusammen und erkennen ihre Meister und Titelträger gegenseitig an.
Eine Tatsache bereitet den Fernschachfreunden derzeit noch besondere Freude: Seit Jahren zeigt die Mitgliederkurve kontinuierlich nach oben und der Zuwachs ist ungebrochen.
Ergebnisse der Veranstaltungen des 29. Deutschen Fernschachtreffens
Nahschachturniere
Im Nahschachturnier (132 Spieler, 9 Runden nach Schweizer System) gab es drei gleichwertige Parallelgruppen.
Gruppe A Dr. P. Kopp (Darmstadt) vor P. Freimann (Ottobrunn) und U. Wolf (Bochum) je 7, M. Bauer (Esslingen) 6 ½, W. Stamer (Hechingen) und J. Lotzwick (Bremen) je 6, M. Ronczkowski (Siegen), R. Rüther (Münster), A. Schupp (Kempten), S. Koch (Bonn) und W. Schlot t (Kassel) je 5 ½.
Gruppe B Dr. B. Kopp (Darmstadt) 7, vor C. Papapostolou (Bonn), G. Kahler (Paderborn) und M. Kreuzer (Ihrlerstein) je 6 ½, H. Fabig jr. (Harnburg) 6, R. Blodig (Riedenburg), H. Gromotka (Hamburg), H. Kuhn (Isernhagen), M. Keller (Puchheim) und M. Glinzk (Willich) je 5 ½.
Gruppe C (Senioren) H. Heemsoth (Bremen) 7 vor F. Grzeskowiak (Zell), P. Gerner (Heilbronn), F. Schranz (Düsseldorf) und F. Löchner (Heilbronn) je 6 ½, H. Karnbach (Mögglingen) 6, G. Grünke (Durmersheim), F. Butenschön (Hohn), E. Fleischer (Berlin), E. Kitta (Sarstedt), K. Ehret (Freiburg) und Prof. Dr. H. Behnke (Hamburg) je 5 ½.
Damenturnier (10 Teilnehmerinnen) E. Groh (Zell) 7 vor Dr. E. Hobbing (Wilhelmsfeld), D. Hensel (Bad Harzburg) je 6 ½ und A. Pollak (Bremen) 6.
Turniersimultan
66 Teilnehmer
A. Steiger (Abensberg) vor Dr. P. Kopp (Darmstadt), C. Herbrechtsmeier (Karlsruhe), M. Bauer (Esslingen), W. Rosen (Essen), G. Kahler (Paderborn), P. Freimann (Ottobrunn) und H. Weisenburger (Calw).
Blitzturnier
79 Teilnehmer, 8 Vorgruppen
Dr. P. Kopp (Darmstadt) 9 vor W. Kempen (Korschenbroich) 8 ½, U. Wolf (Bochum), M. Kreuzer (Ihrlerstein) je 7 ½, W. Stamer (Hechingen) 6 ½, P. Heilemann (Herborn) 6, P. Freimann (München) 5 ½, C. Papapostolou (Bonn) 5, J. Matthies (Berlin) 4, H. Fabig jr. (Hamburg) 3 ½, G. Binder (Filderstadt) 2 ½, U. Wagner (Bielefeld) ½.
Neben den schachlichen Aktivitäten, den Begleitveranstaltungen (Minigolf musste wegen Regens ausfallen, während Kegeln, Tischtennis und Preisskat wie üblich großen Zuspruch fanden) und dem Tagesausflug, der in diesem Jahr aus einer Rundfahrt auf dem Rhein bestand, gab es genügend Gelegenheiten, um sich in geselliger Runde neu oder besser kennen zu lernen oder auch bereits bestehende Freundschaften zu vertiefen. Ob beim rhytmischen Zweikampf - gelegentlich auch Tanz genannt - oder mit weniger Anstrengungen im Tischgespräch, das 1983er Fernschachtreffen ermöglichte wie seine Vorgänger allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zahlreiche zwischenmenschliche Kontakte. Eine Urlaubswoche im Kreise der Gleichgesinnten!