Michael Prusikin: "Attacking Strategies for Club Players"
von Uwe Bekemann (Kommentare: 0)
Michael Prusikin
Attacking Strategies for Club Players
188 Seiten, kartoniert
ISBN: 978-90-5691-974-0
22,95 Euro
„Attacking Strategies for Club Players“ von Michael Prusikin ist eine Übersetzung des deutschsprachigen Originals „Feuer frei!“. Dieses ist mit seiner 1. Auflage im Schachreisen-Verlag erschienen, während die Übersetzung aus 2021 stammt und von New In Chess (NIC) in den Markt gegeben worden ist.
Dem deutschsprachigen Leser dürfte wohl eher das Buch in seiner Muttersprache zu empfehlen sein, auch wenn es mit einem Verkaufspreis von 24,90 Euro gegenüber 22,95 Euro für die Übersetzung geringfügig teurer ist.
Großmeister Prusikin ist insbesondere auch Senior Trainer der FIDE und mehrfacher Trainer des Jahres in Deutschland.
In 16 Kapiteln widmet sich der Autor insbesondere der Frage, wie ein gefährlicher Angriff auf den gegnerischen König organisiert werden kann und welche Bedingungen für den Einsatz unterschiedlicher Methoden bzw. Verfahren vorliegen müssen. Diesen Kapiteln schließen sich 2 weitere mit an den Leser gerichteten Aufgaben und die Lösungen darauf an.
Prusikin setzt beim Leser voraus, dass dieser die grundlegenden Angriffsmotive wie beispielsweise das Grundreihenmatt kennt. Mit diesem Werk will er demonstrieren, welche strategischen Rahmenbedingungen für einen Angriff bzw. eine bestimmte Art von Angriff vorliegen müssen. Er will dabei auch über Schlüsselstellungen dem Spieler dabei helfen, in seiner Partie durch Erinnerung Motiven nachzugehen bzw. solche zu erkennen.
In seiner Einführung vergleicht Prusikin das Bemühen im Schach zur Verbesserung der Spielstärke mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Der Lernende verinnerlicht Blöcke von Informationen, sog. Chunks, die er dann in der Praxis zusammenführt. Dabei bedient er sich einer Theorie der kognitiven Psychologie. Je mehr Chunks der Spieler im Erinnerungsvermögen hat, desto mehr kann er in seiner Partie zusammenfügen und desto höher ist seine Spielstärke anzusetzen.
Als Adressaten des Buches sieht Prusikin in erster Linie den Spieler mit einer Elo-Wertung von 1500 bis 2300. Dies ist eine breite Spanne, die ich aber für nachvollziehbar ansehe. „Attacking Strategies for Club Players“ ist ein Arbeitsbuch, mit dessen Einsatz der Spieler auch „wachsen“ kann. Für die Arbeit mit dem Werk empfiehlt Prusikin den Einsatz eines herkömmlichen Schachbretts.
Nach einem kurzen ersten Kapitel, das die grundlegenden Rahmenbedingungen und Regeln für den Königsangriff in Erinnerung ruft (beispielsweise Entwicklungsvorsprung, gegnerischer König in der Mitte, Raumvorteil etc.), geht Prusikin in den Folgekapiteln bis zur Nummer 16 auf die qualifizierten Angriffsmotive und –arten ein. Diesbezüglich ist das Inhaltsverzeichnis sehr aussagekräftig. Mit dem Hinweis auf die Möglichkeit, es im Internet einzusehen, verzichte ich auf eine vollständige Aufnahme. Um aber eine beispielhafte Einschätzung zu ermöglichen, was den Leser in den Kapiteln erwartet: In den Kapiteln 2 bis 4 geht es um den Angriff gegen den König in der Mitte, um den Einsatz eines Blockadeopfers sowie den Königsangriff in Stellungen, in denen beide Seiten keine Dame mehr haben.
Prusikin stellt die Motive, Pläne und Methoden anhand von Partien dar, in denen sie vorgekommen sind. Diese stammen teilweise aus der Meisterpraxis, aber nicht nur. So finden sich auch Computerpartien im Werk, wie auch Partien von guten Spielern unterhalb des „ganz großen Schachs“. Dies ist auch gut so, denn sonst wäre ein Duell aus 2017 zwischen Adham Fawzy und Parham Maghsoodloo außen vor geblieben. Weiß gelang eine fulminante Angriffspartie, die Prusikin als „moderne Unsterbliche“ bezeichnet. Diese Partie steht übrigens auch für den hohen Unterhaltungswert, der „Attacking Strategies for Club Players“ zu attestieren ist.
Im Kapitel 17 stellt Prusikin dem Leser 50 Aufgaben, die dieser möglichst wettkampfnah, also am herkömmlichen Brett und in limitierter Zeit, lösen soll. Die Aufgaben zeigen jeweils nur die Ausgangsstellung als Diagramm, geben die am Zug befindliche Seite an und nennen die Fundstelle für die Lösung. Thematisiert werden in ihnen die Inhalte aller vorhergehenden Kapitel. Die Lösungen im Kapitel 18 sind überwiegend recht ausführlich gestaltet.
Fazit: „Attacking Strategies for Club Players“ ist ein gelungenes Werk, das dem Spieler, der die grundlegenden Angriffsmotive beherrscht, helfen soll, sein Angriffsspiel zu qualifizieren. Der Autor arbeitet die Rahmenbedingungen und Schlüsselstellungen heraus, die ein Angriffsmotiv zeigen, um dann zu demonstrieren, wie und unter Einsatz welcher Methoden der Angriff auf dieser Basis organisiert werden kann.
Der deutschsprachige Leser kann mit „Feuer frei!“ das Original des Werkes in seiner Muttersprache erwerben.
Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach E. Niggemann zur Verfügung gestellt.
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