RoseMarie J. Pfortner: "Mein 15. Zug: De4 - h4"
Begleitbild: Rötelportrait von Stefan ZWEIG - Autor der "Schachnovelle":
" (...) Dann begann ich aus kleinen Krümeln, die ich mir von meinem Brot absparte, in selbstverständlich lächerlich unvollkommener Weise die Figuren des Schachs, König, Königin und so weiter, zurechtzumodeln; nach endlosem Bemühen konnte ich es schließlich unternehmen, auf dem karierten Bettuch die im Schachbuch abgebildete Position zu rekonstruieren. Als ich aber versuchte, die ganze Partie nachzuspielen, mißlang es zunächst vollkommen mit meinen lächerlichen Krümelfiguren, von denen ich zur Unterscheidung die eine Hälfte mit Staub dunkler gefärbt hatte. (...)"
Einige Seiten später heißt es:
".... eine Tätigkeit, die das Nichts um mich herum zunichte machte..."
Wenn ich meine schönen holzgeschnitzen dunkelbraunen und hellen Schachfiguren in die Hand nehme und sie auf meinem wunderschönen Holzbrett aufstelle ist dies stets ein erhebendes Gefühl und dann kommt mir manchmal unwillkürlich der Text obigen Buchauszuges in den Sinn...
Der inhaftierten Hauptfigur in der Novelle kann sie das "Nichts" um ihn herum zunichte machen... " - eine starke Aussage! Auch wenn man sich nicht in dieser schecklichen Ausnahmesituation befindet, kann man doch etwas erahnen von dieser Faszination - hat sie einen doch schon längst selbst erfasst ohne dieses Buch jemals gelesen zu haben...